Rot-öl ... oder manchmal kommt es anders als geplant

  • Post by Sarah
  • Aug 07, 2021
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Der heutige Artikel ist eine spontane Sonntagsüberraschung…

Eigentlich solltet ihr hier und heute etwas über den lieben Odermennig lesen – aber wie das Leben so spielt – kommt es jetzt ganz anders und es geht um Johanniskraut und Rot-Öl bzw. Johanniskraut-Öl.

Wie es zu der spontanen Themenänderung kam? Ich war heute Morgen unterwegs um die üppigen Odermennig-Vorkommen auf einer meiner „Sammelwiesen“ zu fotografieren, aber irgendwie war davon nicht mehr so doll viel übrig, dafür hat mich da aber ein wunderschönes, voll in Blühte stehendes Johanniskraut angelacht.

Die Sammelzeit für Johanniskraut ist bei mir hier in Unterfranken (im Juni/Juli – Hauptsächlich um den 24.6. herum) vor lauter Regen leider ins Wasser gefallen und nun im August ist das Sammeln eigentlich nicht mehr optimal, aber manchmal muss man halt auch Ausnahmen machen und vielleicht darf man es einfach auch nicht so eng sehen 😊.

Also habe ich kurzentschlossen heute Morgen (ohne irgendein Sammelgefäß ausgestattet – Gott sei Dank hat man ja überall und immer eine FFP2 Maske mit dabei 😊 ) einfach Johanniskrautblüten gepflückt.

Generell findet ihr Johanniskraut gerne an Weg- und Feldrändern (hier bitte eher nicht sammeln) auf mageren Böden, an lichten Waldstücken oder zusammengefasst an offenen und sonnigen Flächen, denn Johanniskraut mag es gerne ‚vollbesonnt‘. Um sicherzugehen, dass ihr ein Johanniskraut gefunden habt, dass auch viele heilsame Eigenschaften hat, könnt ihr ein Blättchen gegen das Licht halten. Die Öldrüsen, die das Hypericin enthalten in den Blättern, erscheinen dann durchsichtig und das Blatt wirkt wie durchlöchert. Aus diesem Grund wird dieses Johanniskraut auch „Tüpfeljohanniskraut“ genannt. Ein anderer Test ist, dass man eine Blüte pflückt und zwischen den Findern zerreibt. Dabei färben sich die Finger rot.

Johanniskraut wird schon seit dem frühen Mittelalter als Heilpflanze verwendet und findet sich vor allem in der Behandlung von seelischen Beschwerden wieder – Hildegard von Bingen hat ihm deshalb auch den Namen „Arnika der Nerven“ gegeben, was ich als eine super schöne und einprägsame Beschreibung empfinde. Aber Johanniskraut hat darüber hinaus ein wirklich breites Wirkspektrum: man verwendet es für Unruhezustände, Schlafstörungen, Schwindel, Magenprobleme, nervöse Herzbeschwerden, Unterleibsschmerzen und und und. Generell hat es entzündungshemmende, nervenstärkende, beruhigende und schmerzlindernd Eigenschaften.

Zur Anwendung gibt es ebenso viele Möglichkeiten: als Tee, als Tinktur, als Absud für Kompressen und natürlich als Rot- oder Johanniskrautöl (wofür ich mich entschieden habe).

Das Öl ist super schnell angesetzt und wie ich finde super vielseitig einsetzbar:

Ihr sammelt die Blüten, gebt diese in ein Glas oder eine weithalsige Flasche (damit man die Blüten am Ende auch wieder rausbekommt 😉). Dann gießt ihr so viel Olivenöl auf die Blüten bis diese schwimmen. Das ganze muss dann für 4-8 Wochen auf der Fensterbank, an einem sonnigen Ort stehen und wird täglich geschüttelt bzw. geschwenkt. Nach und nach nimmt das Öl eine richtig intensive, dunkelrote Farbe an. Dann kann das Öl abgeseiht (die Blüten noch ein bisschen auspressen) und in eine Glasflasche umgefüllt werden.

Lagert das Öl im Anschluss am besten dunkel und kühl.

Und was macht man, bzw. was mache ich nun mit dem Öl wenn es fertig ist? Prinzipiell kann das Öl sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt werden. Innerlich verringert es Schmerzen, hilft bei nervösen Verdauungsbeschwerden, und kann auch bei depressiven Verstimmung eingesetzt werden. Allerdings bin ich persönlich der Meinung, dass man wenn man wirklich Johanniskraut innerlich nutzen möchte, besser auf ein Präparat aus der Apotheke zurückgreift, da hier die Inhaltsstoffe standardisiert sind und man keine inhaltlichen Schwankungen hat. Außerdem sollte der Einsatz von Johanniskraut auch immer mit einem Arzt, Apotheker oder Therapeuten abgesprochen sein, da es zu Wechselwirkungen mit bestehenden Medikamenten kommen kann.

Ich nutze mein Rot-öl für die äußerliche Anwendung. Es hilft ganz wunderbar z.B. bei einem schmerzhaften Sonnenbrand, bei Rheumaschmerzen und Ekzemen. Auch bei Muskel- und Gelenkbeschwerden hilft es fantastisch und bietet sich so z.B. auch bei Rückenschmerzen an. Und genau das ist mein Einsatzgebiet. Ich werde das Öl v.a. nutzen um gerade in den Wintermonaten damit zu massieren und ich freue mich schon jetzt drauf euch in ein paar Wochen ein Foto von dem fertigen Öl zu präsentieren 😊

Bis dahin wünsche ich euch jetzt erstmal einen schönen Abend und einen guten Start in eine erfolgreiche Woche!

[!ACHTUNG: Johanniskrautöl erhöht wie die generelle Verwendung von Johanniskraut ebenfalls die Lichtempfindlichkeit der Haut! So kann es bei dem Gebrauch des Öls unter starker Sonneneinstrahlung zu einem schnelleren Sonnenbrand kommen.]

(Quelle: “Die Kräuter in meinem Garten” Siegrid Hirsch & Felix Grünberger ;

“Die besten Heilkräuter von A-Z” Landidee, ein Sonderheft der Landapotheke)