"Was wächst denn da? Ist das Kamille?"

  • Post by Sarah
  • Jun 12, 2021
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Mein heutiger Artikel widmet sich einem weiteren Schmankerl aus meinem Garten – klamm-heimlich hat sich nämlich eine wunderschöne Kamillenzucht in meinem Garten breit gemacht 😊 Und da mir mal jemand in einem tollen Gespräch gesagt hat: „Es suchen sich immer die Kräuter den Weg zu einem, die man gebrauchen kann“, habe ich beschlossen dass dieses Geschenk natürlich nicht ungenutzt bleiben soll…

… aus diesem Grund möchte ich euch hier neben ein bisschen Kräuter-wissen auch erzählen, was ich mit diesem Garten-Überraschungsgast angestellt habe.

Schon seit der Antike wurde die unscheinbare Kamille als eine Art „Allheilmittel“ verwendet. Die alten Germanen habe sie dem Sonnengott Baldur gewidmet und auch die Ägypter weihten sie der Sonne und verehrten das stark verzweigte Kraut. Schon verrückt oder wie zwei vollkommen unabhängige Gruppierungen zu dem selben Schluss gekommen sind, oder?

Es gibt unglaublich viele Kamillenarten die alle relativ ähnlich aussehen, was das Sammeln der „echten“ Kamille (Matricia chamomilla) auf den ersten Blick etwas schwierig macht (denn die meisten andere Arten haben keinerlei Heileigenschaften).

Es muss es aber garnicht so komliziert sein, wenn man zwei simple Dinge beim Sammeln beachtet:

1. Wenn ihr euch nicht sicher seit ob es eine „heilkräftige“ Kamille ist, solltet ihr den Blütenkopf mit einem Messerchen, einer Schere oder einfach dem Daumennagel in der Mitte teilen. Ist der Köpfchenboden hohl (siehe Bild) handelt es sich um eine Kamille die heilkräftige Inhaltsstoffe besitzt.

2. Wenn ihr euch dennoch weiterhin nicht sicher seid, vertraut ihr euren Sinnen und riecht mal an der Kamille (verreibt sie im Zweifel ruhig mal zwischen den Fingern) – die „Echte Kamille“ verströmt dann einen kräftigen und charakteristischen Geruch nach Kamille.

Wenn ihr Kamillenblüten ernten wollt um daraus auch etwas zu zaubern, bietet es sich an dies im Juni/Juli zu tun. Am besten sammelt man die „Sonnenkräuter“ wie z.B. auch Johanniskraut um den 24. Juni (also „Johanni“ herum). Dann hat die Kamille den größten Gehalt an ätherischen Ölen. Eine Faustregel die man auch immer wieder liest: Ernten, wenn 2/3 der Kamillenblüten geöffnet sind.

[! Achtung: Bitte sammelt keine Kamillen an Feld- und Wegrändern da sie dort ggf. mit Pestiziden belastet sein können. Am sichersten ist die Ernte im eigenen Garten !]

Neben den bereits angesprochenen ätherischen Ölen (v.a. Bisabolol und Chamazulen), enthält die Kamille Flavonoide, Cumarine, Schleimstoffe und Sesquiterpenlacton. Die ätherischen Öle wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Flavonoide haben gefäßschützende, krampflösende und stimmungsaufhellende Eigenschaften. Die Cumarine regen die Zellerneuerung und somit die Wundheilung der Haut an. Die reizmildernde, entzündungshemmende und immunstimulierende Wirkweise der Kamille (v.a. auf die Schleimhäute) lässt sich auf die Schleimstoffe zurückführen. Wie man sich aus diesen Informationen schon zusammenreimen kann, lässt sich die Kamille deshalb wirklich für extrem viele Probleme anwenden – diese alle aufzuzählen macht hier glaube ich keinen Sinn, deshalb nur ein paar kleine Spotlights, was ich mit meiner Kamille machen werde 😊.

Einen Großteil meiner Kamille habe ich getrocknet…

Dies kann man (für geduldige) z.B. auf einem Zeitungspapier ausgelegt machen [! während des Trocknens keine Sonneneinstrahlung, der Platz sollte außerdem nicht zu warm und dafür aber luftig sein !].

Eine andere Option (für ungeduldige) ist das Trocknen mit einem Dörrautomat (meine Variante - bei ca. 30-40°) oder im Backofen, sofern das mit einer niedrigen Temperatur durchgeführt wird. Das tolle dabei ist übrigens, dass die ganze Küche nach Kamille duftet…

Die getrockneten Kamillen-Köpfe sollten, möglichst luftdicht an einem dunklen Ort aufbewahrt werden. So verwahrt kann man sie mindestens ein Jahr verwenden.

Die haltbar gemachten Köpfe eignen sich dann hervorragend um daraus einen Tee zu kochen – entweder pur, oder auch als Ergänzung für euren ganz individuellen Haustee.

Der pure Kamillensud kann natürlich nicht nur getrunken werden. Inhaliert (1 Handvoll Kamille mit 1 l kochendem Wasser übergießen) oder gegurgelt eignet er sich bei Erkältungen, Halsschmerzen, Heiserkeit, Husten, Nebenhöhlenentzündungen sowie Mund- und Zahnfleischentzündungen. Auch zur äußerlichen Anwendung eignet sich der Aufguss, z.B, mit einer getränkten Kompresse auf die irritierte Haut. Ihr könnt ihn außerdem auch als Ergänzung für Fuß-, Sitz- oder gar Vollbäder nutzen.

Einen anderen Teil der Kamille in meinem Garten habe ich verwendet um daraus eine Kamillentinktur zu machen.

Dazu habe ich ein Glas bis zur Hälfte mit Kamillenblüten gefüllt und mit Doppelkorn (38%) übergossen. Das Gebräu muss dann für 4-6 Wochen auf einer Fensterbank ziehen und darf dabei täglich geschüttelt werden. Nach der Ruhephase in der Sonne werden die Blüten abgeseiht und die Flüssigkeit in eine dunkle Flasche umgefüllt – das ganze muss dann kühl und dunkel gelagert werden. Die Tinktur eignet sich bei Verdauungsproblemen. Sie wirkt krampflösend, und beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt. Bei akuten Beschwerden dürfen 5-mal täglich 10 Tropfen eingenommen werden.

[! Die Tinktur ersetzt selbstverständlich nicht den Gang zum Arzt!]

Ach übrigens: die Kamille ist - was kaum einer weiß - eine „Magnesiumpflanze“ – genauer gesagt eine Magnesium-Einschleuserpflanze – und erleichter die Resorption (= die Magnesiumaufnahme). 😊 Wer also einen Magnesiummangel hat, oder auch einfach Probleme mit der Magnesiumaufnahme, sollte ruhig öfter mal zur Kamille greifen.

Ich hoffe ich hab euch nun ein bisschen Lust auf Kamille gemacht. Wer noch keine im Garten hat, kann übrigens auch einfach die gepflückten Köpfe im Garten (zwischen mitte August und anfang September) verteilen und so eigene Kamille im Garten für nächstes Jahr aussähen.

[ NiceToKnow: Die Samen überdauern im Boden bis zu 100 Jahre 😊]

(Quelle: “Die Kräuter in meinem Garten” Siegrid Hirsch & Felix Grünberger ;

“Lexikon der Frauenkräuter: Inhaltsstoffe, Wirkungen, Signaturen und Anwendungen” Margret Madejsky ;

“Die besten Heilkräuter von A-Z” Landidee, ein Sonderheft der Landapotheke)